Der Tragling

 

"Tragen verbindet Alltag und Liebe, Unterwegs-Sein und Zusammen-Sein, Geborgenheit und Bewegungsfreiheit" (Buzzidil).

Hast du schon mal von dem Begriff ‚Tragling' gehört? In diesem Beitrag möchte ich dir kurz erzählen, was darunter zu verstehen ist und warum Babys als Traglinge bezeichnet werden. Babys sind weder Nestflüchter noch Nesthocker.

Der Nesthocker (Vögel, Katzen, …) ist vollständig auf seine Eltern angewiesen. Diese Tiere sind nach Geburt nackt, ohne Fell und Federn und sind somit ohne eigenen Schutz. Sie können ihre Körpertemperatur nicht selbständig halten, sich nicht selbständig fortbewegen und sind absolut auf die Fütterung durch ihre Eltern angewiesen.

Die nächste Kategorie sind die Nestflüchter. Hierzu zählen z.B. Pferde und Rehe. Die sind schon direkt nach der Geburt in der Lage sich zu bewegen, sodass sie bei Gefahr selbständig flüchten können. Außerdem können sie der Herde selbständig folgen.

Wir Menschen passen in keine dieser beiden Kategorien. In den 1970er Jahren hat Bernhard Hassenstein den Begriff ‚Tragling‘ geprägt.

Zu unterscheiden ist zwischen dem aktiven Tragling, wie dem Affen, und dem passiven Tragling, wie dem Känguru.

Traglinge möchten nah bei ihrer Mutter sein; sie spüren und riechen und sichergehen, dass sie da ist. Ihre Temperaturregulation ist noch etwas instabil und sie sind in ihrer Nahrungsaufnahme noch abhängig von ihren Eltern (Säugling). Sie sind noch nicht in der Lage selbständig zu flüchten (zu laufen). Gleichzeitig können Traglinge ihre Bedürfnisse auf ihre Art und Weise schon gut mitteilen.

Menschenbabys zählen zu den aktiven Traglingen. Bis auf das Fell ähneln sie dem Affen am meisten. Sie nehmen die gleiche Körperhaltung ein. Anstatt sich im Fell festzuhalten, werden Menschenbabys in einer Trage getragen.